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Plastikfrei leben Illustration

Plastikfrei leben & einkaufen

Wir erleben regelrecht eine Plastikflut in Corona-Zeiten.

Einwegbecher, Wegwerfgeschirr, in Plastik verpacktes Obst und Gemüse haben wieder Hochkonjunktur.
Wir fragen uns in der Corona-Zeit: Können wir überhaupt noch plastikfrei einkaufen?
Kann der Plastikkonsum trotz erhöhter Hygienemaßnahmen im Alltag reduziert werden?

Ja! Und es ist auch gar nicht so schwer.

Wir alle können unseren alltäglichen Plastikverbrauch einschränken.
Dies möchten wir euch am Beispiel von Karl’s Alltag zeigen

Karl ist 28 Jahre alt, lebt in einer Single-Wohnung und arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium.

6:30 Uhr – Karl’s Wecker klingelt. Er steht auf und springt unter die Dusche. Schon hier fallen ihm die vielen, in Plastik verpackten Dusch- und Schaumbäder sowie Shampoos auf. Er denkt: So viele unterschiedlichen Duschbäder brauche ich doch gar nicht. Ich werde einmal Naturseife am Stück probieren. Anschließend putzt er sich die Zähne mit einer plastikfreien Zahnbürste, die er erst neulich von einer Kollegin geschenkt bekommen hat. Sogar Zahnpasta gibt es inzwischen als Zahnputztabletten im Glas – um die Plastiktube zu umgehen, hat Karl von ihr erfahren.

7:30 Uhr – Da die Schulen wieder öffnen und aktuell noch Abiturprüfungen sind, fährt er nur mit einem Stoffbeutel bepackt mit dem Rad zur Schule. Auf dem Weg dorthin hält er an einer Bäckerei und kauft ein belegtes Brötchen für die Pause. Das Brötchen wird in eine Papiertüte gesteckt und ihm über die Theke gereicht. Seine Brotdose hat er Zuhause gelassen, denn mitgebrachte Behälter werden von der Bäckerei aus hygienischen Gründen derzeit nicht akzeptiert. Ist das wirklich nötig oder nur weniger umständlich, fragt sich Karl und nimmt sich vor, das später mal zu recherchieren.

Seifenschale und Zahnbürste
Brotdose

11:00 Uhr – Karl holt sich in der Schulmensa einen Kaffee. Dafür hat er sonst seinen eigenen, plastikfreien Thermo-Becher benutzt. Zu Corona-Zeiten ist das leider oft nicht erlaubt, weil viele Betriebe darauf bestehen, dass der direkte Kontakt zum Gast und zum selbst mitgebrachten Becher vermieden werden soll. Wie dem auch sei, denkt Karl, die Mensa ist zum Glück nicht auf Plastikbecher umgestiegen, sondern nutzt nach wie vor das schuleigene Geschirr.

12:30 Uhr – Schulhofaufsicht – Karl beobachtet zwei Mädchen, die ihre Pausenbrote zu sich nehmen. Eine der beiden hat ihre Brote in Bienenwachstücher verpackt. Karl denkt: Da hat sich jemand aber Mühe gegeben und gleichzeitig jede Menge Plastik gespart! Ob diese Wachstücher auch hygienisch sind, fragt sich Karl „Aber sicher“, erklärt ihm die Schülerin, als Karl sie darauf anspricht. „Bienenwachstücher lassen sich nämlich mit Seife reinigen und sind außerdem natürlich antibakteriell.“

Thermoskanne

15:15 Uhr – Auf dem Heimweg geht´s am Unverpackt-Laden vorbei. Durch erhöhte Schutzmaßnahmen, wie der regelmäßigen Desinfektion von Berührungsflächen, kann man auch hier während der Corona-Krise bedenkenlos plastikfrei einkaufen und zwar genau die Mengen, die man braucht. Perfekt findet Karl, der ja nur einen Single Haushalt hat. Neben ein paar Lebensmitteln greift Karl zu einer festen Seife zum Duschen und Haarewaschen. Daneben fällt ihm eine neue Haushaltsseife für Bienenwachstücher auf. Er erinnert sich an die Schülerin und kauft sich gleich noch ein Tuch zum Ausprobieren.

16:30 Uhr – Zu Hause angekommen, begegnet ihm Herr Gimmer im Hinterhof. Herr Gimmer bringt jede Menge Biomüll zur Tonne und hat nur einen winzigen Beutel mit etwas Plastikmüll, den er gerade entsorgt. Nicht schlecht, denkt Karl und nimmt sich vor, Herrn Gimmer demnächst darauf anzusprechen, wie er es schafft, ohne die üblichen Verpackungen – fast plastikfrei zu leben.

Bienenwachstuch

19:00 Uhr – Karl kocht sich Nudeln aus dem Unverpackt-Laden. Dabei fällt ihm auf, dass er mit der Küchenrolle recht verschwenderisch umgeht. Sie selbst ist zwar nicht aus Plastik, aber ihre Verpackung ist es. Künftig will er zum Aufwischen oder Abtrocknen einfach ein Stofftuch nutzen. Einen kleinen Rest Nudeln lässt er in der Schüssel. Er möchte ihn morgen Mittag essen. Zur Abdeckung wäre jetzt das Bienenwachstuch als Alternative praktisch, denkt er, aber darin hat er schon seine losen Möhren eingepackt, die weder in seine Brotdose, noch in ein Schraubglas gepasst haben. Da sein einziges Bienenwachstuch nun also schon im Einsatz ist, entscheidet sich Karl, die Schüssel mit einem Teller abzudecken. Seine alten Küchenutensilien aus Plastik, wie Rührschüsseln, Kochlöffel und Schneidebretter möchte er nach und nach durch plastikfreie Alternativen ersetzen. Eins nach dem anderen …, denkt sich Karl.

Wir können alle voneinander lernen, plastikfrei zu leben

Karl lässt den Tag Revue passieren und findet im Internet Antworten auf seine Fragen zum Thema „plastikfrei einkaufen“:

Die Befüllung mitgebrachter Mehrwegbehältnisse auf Kundenwunsch muss auch in der Corona-Zeit nicht abgelehnt werden, sollte aber mit besonderer Sorgfalt erfolgen. Tatsächlich sind mitgebrachte Behälter im Einzelhandel oder beim Einkauf in gastronomischen Betrieben weiterhin erlaubt, um Verpackungsmaterial einzusparen. Dabei müssen allerdings bestimmte Vorschriften eingehalten werden, die manchen Betrieben einfach zu umständlich sind. Der Lebensmittelverband Deutschland hat hierzu ein Merkblatt veröffentlicht. Außerdem gibt es ein hilfreiches Lehrvideo. Beides findest Du hier: 

www.lebensmittelverband.de

Karl nimmt sich vor, die Verkäuferin im Bäckerladen daraufhin morgen freundlich anzusprechen „Gemeinsam gegen Verpackungsmüll“ wäre doch auch eine schöne Werbung für die Bäckerei. 

2. Das Thema „Einwegbesteck“ ist etwas komplizierter, merkt Karl. Zwar gibt es Alternativen aus Holz oder Bambus, aber auch diese haben durch Ressourcenverbrauch oder Transportwege große Nachteile für die Umwelt. Und Einwegbesteck oder Verpackungen aus sogenanntem Bioplastik PLA ist aus verschiedenen Gründen umstritten und hat nicht unbedingt eine bessere Umweltbilanz als herkömmliches Plastik. Eine gute Übersicht über die Vor- und Nachteile von Einwegbesteck aus Plastikalternativen findest du hier: 

www.plastikalternative.de/besteck/

Die Schulmensa macht es also richtig, indem sie weiterhin ihr Geschirr und das Besteck aus Edelstahl verwendet. Es ist langlebig, frei von Weich- oder Hartmachern und zu 100 Prozent recyclebar. Karl nimmt sich vor, eine Gabel und einen Löffel aus Edelstahl in seinen Rucksack zu stecken. Ein Taschenmesser hat er sowieso dabei und ist in Zukunft dann nicht mehr auf Einwegbesteck angewiesen.

In Zukunft bin ich plastikfrei unterwegs, nimmt Karl sich vor. 

3. Karl überlegt, ob die Hygiene im Unverpackt Laden wirklich hergestellt werden kann, schließlich füllen er und andere Kunden ihre Waren eigenhändig in mitgebrachte Behälter. Beruhigend findet Karl eine diesbezügliche Veröffentlichung des Robert Koch Instituts. Es weist darauf hin, dass “eine Übertragung von Coronaviren über unbelebte Oberflächen bisher nicht dokumentiert ist.“ Trotzdem achten viele Läden insbesondere auf häufiges Desinfizieren der Kontaktflächen und halten ihre Kunden dazu an, sich am Eingang die Hände zu desinfizieren. Das Fazit von Karls Recherche: Solange jeder sich an die üblichen Schutzmaßnahmen hält, ist das Einkaufen im Unverpackt Laden ebenso risikoarm, wie in jedem anderen Geschäft auch. Schritt für Schritt ist ein Plastikfreies leben auch in der Corona-Zeit möglich. Mehr zum Thema findest Du hier:

www.oekotest.de

Schritt für Schritt ist ein plastikfreies Leben auch in der Corona-Zeit möglich.

Karl ist neugierig geworden und nimmt sich vor, seinen Alltag morgen noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Außerdem will er seinen Nachbarn, Herrn Gimmer, auf dessen geringen Plastikmüll ansprechen. Schließlich können wir alle voneinander lernen. Das weiß Karl als Lehrer ganz genau.