Bio-Imkerei: Imkern nach Biorichtlilien
Es ist eine Frage der Haltung … diese wunderschöne Aussage beschreibt nicht nur einen Bio-Imker bzw. Biohonig besonders treffend, sondern auch die Einstellung der Bienenzüchter zu ihren Tieren. In unserem Beitrag Bio-Bienen – gibt’s das überhaupt? gehen wir bereits intensiv auf das Thema ein und möchten heute gerne etwas tiefer in die Materie einsteigen.
Was ist an Bio-Honig eigentlich so besonders?
Bio-Honig aus einer Bio-Imkerei ist etwas ganz Besonderes. Dies begründet sich jedoch nicht auf der Tatsache, dass die Bienen nur Bio-Blumen verspeisen (denn wer kann schon hinter jeder Biene herfliegen und prüfen, an welcher Blume sie gerade nascht), sondern hängt insbesondere mit der art- und wesensgerechten Haltung der Bienen zusammen.
Bio-Honig zeichnet sich nicht durch besondere geschmackliche Komponenten aus, sondern gibt einem vielmehr das gute Gefühl, dass es den Bienen wirklich gut geht und sie so weit es geht, ihrem naturgegebenen Verhalten folgen können. Bio-Honig ist zudem besonders, weil die Einhaltung der Richtlinien einmal im Jahr kontrolliert wird.
Was macht eine Bio-Imkerei aus?
Die besonders tierfreundliche Haltung der Bienen drückt sich in vielen verschiedenen Details aus. Um als Bio-Imker:in zertifiziert zu werden, müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Aufstellung der Beuten: Eine Bio-Imkerei muss die Behausungen der Bienenvölker (Beute genannt) so aufstellen, dass in einem Umkreis von drei Kilometern hauptsächlich Bio- oder Wildpflanzen angebaut werden bzw. wachsen. Je üppiger das Angebot in diesem Umkreis, desto geringer ist die Gefahr, dass die Bienen auf eher konventionell bewirtschafteten Feldern Nektar sammeln.
- Bau der Beuten: Die Beuten dürfen nur aus natürlichen und ökologischen Materialien wie Lehm, Holz oder Stroh gefertigt sein. Beim Bau der Bienenstöcke darf kein Plastik oder Styropor – wie ansonsten üblich – eingesetzt werden. Bei Mittelwänden darf nur Bio-zertifiziertes Wachs verwendet werden.
- Schädlingsabwehr: Im Gegensatz zur konventionellen Bienenhaltung darf eine Bio-Imkerei keine chemischen Mittel zur Schädlingsbekämpfung, Vorsorge oder Behandlung der Beute einsetzen.
- Behandlung der Bienenkönigin: Die Königin darf weder künstlich befruchtet, noch durch Beschnitt der Flügel am Wegfliegen gehindert werden.
- Zufütterung: Muss z.B. in harten Wintern zugefüttert werden, muss dies in erster Linie mit dem eigenen Honig geschehen. Ist nicht ausreichend Honig vorhanden, darf auch Bio-Zuckerwasser verfüttert werden.
- Weitere Bestimmungen: Die Honigverarbeitung darf nur unterhalb einer Temperatur von 40°C erfolgen. Waben, in denen sich Brut befindet, dürfen nicht zur Honig- oder Wachsgewinnungen verwendet werden.
Welche Zertifizierungen gibt es für eine Bio-Imkerei?
Bevor wir über einzelne Zertifizierungen sprechen, möchten wir betonen, dass es auch viele Imkereien gibt, die auf eine solche Zertifizierung verzichten, da diese teilweise sehr teuer sind. Dennoch gibt es Imkereien, die genau nach den gleichen Vorgaben handeln und leben bzw. teilweise sogar noch darüber hinaus gehen. Sie füttern zum Beispiel keinen Bio-Zucker, sondern ausschließlich den stockeigenen Honig. Dies erklärt dann auch den teilweise deutlich höheren Preis dieser Produkte.
Schwierig ist natürlich deren Glaubwürdigkeit zu überprüfen, da zertifizierte Betriebe regelmäßig einmal im Jahr überprüft werden, nicht zertifizierte eben leider nie. Hier kann man sich oft nur selbst vor Ort von den Bedingungen überzeugen und direkt ab Hof kaufen.
Bio-Siegel
An oberster Stelle steht das rechtlich geschützte Bio-Siegel der Europäischen Union. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wacht in Deutschland über das Siegel und die Einhaltung der zugrundeliegenden Bedingungen. In der Verordnung werden zum Beispiel festgelegt, dass …
- mindestens 95 Prozent der Grundzutaten aus dem Bio-Landbau stammen müssen.
- Lebensmittel weder Farbstoffe noch Geschmacksverstärker, künstliche oder naturidentische Aromen, Stabilisatoren oder synthetische Süßstoffe enthalten dürfen
- Futtermittel ökologisch produziert werden.
- und vieles mehr.
Demeter
Eines der bekanntesten (und auch strengsten) Zertifikate ist das von Demeter. Imkereien müssen hier die gesamte oben vorgestellte Palette an Kriterien erfüllen, um das Siegel tragen zu dürfen. Sie dürfen aber keinen Zucker füttern, sondern ausschließlich den eigenen Honig.
Bioland und Naturland
Bei Bioland sind die Kriterien ähnlich streng, jedoch mit ein paar Ausnahmen. Hier dürfen beispielsweise die Bienenköniginnen künstlich befruchtet werden.
Alnatura
Auch hier wird die Befruchtung der Königin nicht genau reglementiert. Und bei der Bekämpfung der gefürchteten Varroamilbe gibt es mehr Handlungsspielraum. Der Standort wird dafür aber noch genauer definiert. Regelungen in Bezug auf den Bau der Mittelwände werden hingegen nicht getroffen.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Zertifizierungen, die sich aber im Grunde an den EU-Richtlinien und teilweise auch an den Verordnungen der vorgenannten Organisationen orientieren.
Fragen rund um das Thema Bio-Honig und Bio-Bienenzüchter
Wir haben einige Fragen gesammelt, mit denen ihr euch an uns in der Vergangenheit immer mal wieder gewendet habt. Gerne möchten wir hier die Gelegenheit nutzen und diese Fragen und die Antworten mit vielen anderen Menschen teilen.
Wie viele Bienen leben in einem Bienenvolk und wie sind sie organisiert?
So ein Bienenvolk ist ein besonders faszinierendes Gebilde. Hier leben zwischen 40.000 und 80.000 Bienen, von denen die meisten weibliche Arbeitsbienen sind, einige Hundert männliche Drohnen und eine einzige Königin.
Die Königin ist das einzige geschlechtsreife, weibliche Tier, das Eier legt und so die Nachkommenschaft sichert. Die Stockmutter (Königin) steuert mithilfe von Pheromonen das gesamte Leben im Bienenstock und setzt ihren Stachel nur ein, um eine potentielle Rivalin zu töten.
Drohnen dienen nur der Befruchtung der Königin und sterben nach der Besamung sofort ab. Arbeiterinnen haben viele verschiedenen Spezialfunktionen, von Wächterin und Belüfterin, über Heizerin und Sammlerin bis hin zu königlichen Zofen.
Dürfen Bio-Bienen nur Bio essen?
Es wird zwar einiges dafür getan, dass die Bienen hauptsächlich Bio fressen, jedoch kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass sie auch konventionell angebaute Blüten anfliegen. Hierauf kommt es bei der Bio-Zertifizierung auch gar nicht so an. Diese bezieht sich vielmehr auf die wesens- und artgerechte Haltung der Tiere.
Worin liegen die Unterschiede zwischen Bio-Honig aus einer Bio-Imkerei und herkömmlichem Honig?
Sie kennen sicherlich den bekannten Ausspruch des Hoteliers Conrad Hilton, der einst auf die Frage, auf was es bei einem Hotel ankäme, antwortete: Lage, Lage, Lage. Ähnlich ist es bei Bio-Honig, außer dass hier die Antwort lautet: Haltung. Haltung. Haltung.
Bio-Honig ist demnach nicht nach dem Geschmack definiert oder der Tatsache, dass die Bienen ausschließlich Bio-Pflanzen anfliegen, sondern vielmehr, dass man sicher sein kann, dass die Tiere bestmöglich, tier- und artgerecht gehalten werden.
Hat Bio bei Honig und Imkereien auch etwas mit der Qualität des Wachses zu tun?
Ein ganz großes JA. Im Rahmen der Bio-Richtlinien für die Bienenzucht und Honiggewinnung werden auch einige Regelungen getroffen, die sich auf das Wachs beziehen – und das ist auch gut so.
Leider wird in der konventionellen Bienenzucht oftmals mit künstlichen Waben, teilweise sogar aus Kunststoff gearbeitet. Im Bio-Bereich hingegen, ist es den Imker:innen wichtig, dass die Bienen Naturwabenbau betreiben können bzw. dass bei dem Einsatz von Mittelwänden nur Bio-Wachs verwendet werden darf. Hinzukommt, dass keine chemischen Substanzen z.B. zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden dürfen, die das Wachs kontaminieren könnten.
Da zudem der Medikamenteneinsatz gegen die Varroamilbe verboten ist, können sich solche Rückstände auch nicht im Wachs anreichern. Wir verwenden für unsere Bienenwachstücher ausschließlich Bio-Wachs und garantieren damit die allerhöchste Qualität.
Zum Staunen: Einige Fakten über Bienen
Für 1 kg Honig müssen die Bienen rund 80.000 Mal ausfliegen und besuchen dabei rund vier Millionen Blüten. Ein Bienenvolk sammelt in einem Gebiet von unglaublichen 50 Quadratkilometern.
Nur die Bienenkönigin legt Eier und kann individuell entscheiden, aus welchen Drohnen und aus welchen Arbeiterinnen schlüpfen sollen. Die Baubienen produzieren das Wachs über eine Wachsdrüse am Hinterleib, die winzige Wachsplättchen ausstößt. Diese Plättchen werden mit den Kauwerkzeugen geknetet und dann zu sechseckigen Waben zusammengesetzt.
Bienen bleiben einer Blütenart oder einem bestimmten Feld so lange treu, bis es hier nichts mehr zu holen gibt. Wenn sie eine Blüte anfliegen, nehmen sie mit ihrem Hinterleib auch immer einige Blütenpollen mit und sorgen so für die Bestäubung benachbarter Blüten. Ohne Bienen keine Äpfel!